Krambambuli

Es ist angenehm und interessant, in der Silvesternacht in die bläuliche Flamme des Krambambuli zu schauen. Der Duft des brennenden Rums, des schmelzenden Zuckers und der vielerlei Gewürze erfüllt den Raum. In der gehobenen Stimmung der Jahreswende sucht die um den Tisch versammelte Gesellschaft aus der tanzenden Flamme das Bild der Zukunft herauszufinden.

Es mag Leute geben, die sagen, der Punsch habe gegenüber den modernen Getränken seine Bedeutung für die Silvesternacht verloren. Wie sehr man aber auch die abwechslungsreiche Reihe der Cocktails und ihrer Verwandten lieben mag, wollen wir in der Silvesternacht dem Punsch, und zwar in erster Reihe dem gebrannten, d. h. dem Krambambuli, seinen Platz einräumen.

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Wenn Mitternacht naht, wird man eine mächtige, bauchige, feuerfeste Schüssel auf den Tisch stellen. Zerkleinertes, kandiertes Obst, Rosinen (Malagatrauben), entkernte Datteln, kandierte Orangenschalen, mit Nüssen gefüllte gedörrte Pflaumen und Stücke von Johannisbrot werden hineingetan, dann kommt ein Eisenrost mit 1 kg Stücken- oder Würfelzucker darauf. Der Zucker wird mit 1/2 Liter echtem, aus Zuckerrohr gebranntem Rum begossen. Er kann auch mit Sliwowitz oder Treber gemischt sein. Man zündet ihn mit einem Fidibus an (ich empfehle, die Lampen auszulöschen) und beobachtet geduldig, wie der flammende Alkohol ausbrennt und der geschmolzene Zucker in die Schüssel tropft. Wenn dieser Vorgang zu Ende ist, gießt man 2 l guten weißen Glühwein (mit Zimt, Zitronenschale und Gewürznelken), 1 l heißen Tee, den Saft von 2 Zitronen und 2 Orangen oder anderem Obst dazu. Man läßt den Krambambuli einige Minuten stehen, läßt ihn aber nicht kalt werden. Man rührt ihn gut um, kostet, ob nicht irgendetwas fehlt, ob er stark und süß genug, – oder im Gegenteil, vielleicht zu stark oder zu süß ist. Nach etwa nötig erscheinender Korrektur wird das dampfende Getränk in Punschgläser geseiht. Jeder bekommt auch ein bis zwei Stücke des schmackhaften Obstes.

[Nach: Kochbuch für Feinschmecker » Corvina-Verlag Budapest, Ungarn 1957]

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