Soljanka – die berühmteste Restsuppe der DDR
Herkunft und geschichtlicher Hintergrund
Die Soljanka hat ihre Wurzeln tief im Osten Europas. Ursprünglich stammt sie aus Russland, wo sie bereits im 17. Jahrhundert als „Salianka“ (von „Sol“ = Salz) bekannt war – eine säuerlich-scharfe Suppe, die traditionell mit Fisch, Fleisch oder Pilzen sowie sauren Zutaten wie Essiggurken, Zitronensaft und Oliven zubereitet wurde.
Mit der politischen und wirtschaftlichen Nähe der DDR zur Sowjetunion wanderte die Soljanka in abgewandelter Form in die ostdeutsche Alltagsküche ein. In Betriebskantinen, Schulspeisungen und Gaststätten wurde aus dem russischen Original eine ganz eigene Interpretation: die DDR-Soljanka – eine pikante Suppe mit dem, was gerade zur Verfügung stand. Statt edlem Fisch und Kapern kamen hier Wurstabschnitte, Jagdwurst, Letscho und saure Gurken in den Topf. Gekocht wurde bodenständig, kreativ und pragmatisch.
In der DDR stand die Soljanka sinnbildlich für eine Küche, die mit wenigen Mitteln viel Geschmack auf den Tisch brachte – ein Paradebeispiel für gelebte Resteverwertung.

Bedeutung in der DDR-Küche
Soljanka war weit mehr als nur ein Gericht. Sie war ein fester Bestandteil des kulinarischen Alltagslebens:
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In Gaststätten oft als Vorsuppe oder deftiger Eintopf erhältlich
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In Großküchen ein beliebter Kantinenklassiker, weil sie sich gut vorbereiten und in großen Mengen zubereiten ließ
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Bei Familienfeiern die perfekte Möglichkeit, Reste sinnvoll zu verwerten
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In vielen Haushalten ein traditionelles Montagsessen, wenn die Kühlschrankbestände nach dem Wochenende aufgebraucht waren
Dabei hatte jede Familie ihr eigenes Rezept – es gab keine offizielle Standardversion. Die Soljanka war so individuell wie die Menschen, die sie kochten.
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Der typische Geschmack
Was Soljanka auszeichnet, ist ihr unverwechselbares Aromenspiel aus säuerlich, scharf, deftig und tomatig. Die Kombination von Gewürzgurken, Tomatenmark, Paprika, Wurststücken und Brühe ergibt einen Geschmack, der sofort an DDR-Gaststätten oder das Ferienlager erinnert.
Typisch ist auch die leichte Säure, die durch Gurkenwasser, Zitronensaft oder manchmal sogar einen Spritzer Essig erreicht wird. Die scharfe Note liefern Paprikapulver oder etwas Senf – jede Köchin hatte hier ihre eigene Geheimzutat.
Ein Klecks saure Sahne obendrauf und eine Scheibe Zitrone im Teller waren in Gaststätten gern gesehen – der „feine Abschluss“ für eine ansonsten einfache, aber aromatisch komplexe Suppe.

Zutaten und Varianten
Die Zutaten variieren je nach Region, Haushalt und Vorratslage. Dennoch lassen sich typische Grundzutaten der DDR-Soljanka benennen:
• Jagdwurst, Bockwurst, Schinkenwurst, Knacker oder Kassler
• Zwiebeln
• Tomatenmark oder Letscho
• Gewürzgurken und Gurkenwasser
• Brühe (meist Rind oder Gemüse)
• Paprikapulver (edelsüß und scharf)
• Salz, Pfeffer, Lorbeerblatt
• Zitronensaft oder Zucker zum Abrunden
• Saure Sahne oder Schmand zum Servieren
Je nach Gusto und Vorrat konnten auch folgende Zutaten hinzukommen:
• Pilze (frisch oder aus der Dose)
• Paprikastreifen
• Speckwürfel
• Senf oder Worcestersoße
• Reste von Braten, Würstchen, Grillfleisch
Drei klassische Soljanka-Arten in der DDR
In der DDR kannte man im Wesentlichen drei Varianten:
1. Wurst-Soljanka
Die häufigste Form. Verwendet wurden Wurstreste, Knacker, Jagdwurst, manchmal auch Kassler oder Schinken. Ideal zur Resteverwertung.
2. Fisch-Soljanka
Besonders an der Ostsee beliebt. Hergestellt mit Fischresten, Hering, Dorsch oder Fischkonserven wie „Delikatesshering in Tomatensoße“. Oft mit extra viel Paprika und Zwiebeln.
3. Pilz-Soljanka
Eine fleischlose Variante, meist mit eingelegten oder frischen Champignons. Wurde eher selten angeboten, war aber in einigen Kantinen als vegetarische Alternative zu finden.

Soljanka als Symbol
Die DDR-Soljanka steht sinnbildlich für eine Zeit, in der man aus wenig viel machte. Sie verkörpert:
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Kreativität in der Küche
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Verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln
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Gemeinschaftsgefühl beim Kochen und Essen
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Erinnerungen an eine Kindheit zwischen Broiler, Brause und Butterbrotpapier
Soljanka war günstig, einfach zuzubereiten und gleichzeitig voller Geschmack – ideal für den Alltag, die Mittagspause oder den Familienabend.
Soljanka heute
Auch heute ist Soljanka noch weit verbreitet – besonders in den neuen Bundesländern. Ob auf Dorffesten, im Restaurant oder im Glas aus dem Supermarktregal: Soljanka hat überlebt. Und sie ist beliebt wie eh und je.
In Zeiten von Foodtrends, Superfood und veganen Bowls mag sie aus der Zeit gefallen wirken – doch genau das macht sie so charmant. Sie erinnert an eine andere Esskultur, an Schlichtheit mit Seele.
Viele ehemalige DDR-Bürger kochen Soljanka heute noch regelmäßig – nicht nur aus Nostalgie, sondern weil sie einfach gut schmeckt.
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