Urlaub in der DDR: Zwischen Ostsee, Plattenbau und Plasteboot – Meine Erinnerungen an die schönsten Ferien

Urlaub in der DDR – das war für uns mehr als nur ein Ortswechsel. Das war Vorfreude pur, wochenlanges Packen, Brotdosen vorbereiten, die Koffer in den Trabant oder Wartburg gestopft, und dann ging’s endlich los – meistens früh am Morgen, weil Stau war ja vorprogrammiert. Wer kennt es nicht: die Nachbarn winken vom Balkon, „Gute Reise!“ ruft noch jemand hinterher, und man wusste, jetzt beginnt das große Abenteuer.

Ob wir nun mit der Familie ins FDGB-Ferienheim fuhren, im Zeltlager an irgendeinem verträumten See übernachteten oder die Sommerfrische in einem dieser legendären Plattenbau-Bungalows an der Ostsee genossen – Urlaub in der DDR bedeutete immer auch ein bisschen Improvisationstalent, Gemeinschaft und manchmal sogar ein Hauch von Abenteuer.
Der Charme der DDR-Urlaube war ganz besonders: Holprige Straßen, endlose Blechkolonnen auf dem Weg nach Rügen, Staus an der Grenze zum „sozialistischen Ausland“ (ja, für uns waren Polen und Ungarn wirklich Sehnsuchtsziele!), Bungalows aus Holz oder Beton, und immer dabei: die berühmten Brotdosen mit Bouletten und gekochten Eiern.

Was bleibt, ist diese unvergessliche Stimmung – irgendwie war das Leben einfacher, manchmal auch schwieriger, aber immer herzlich und voller kleiner Abenteuer. Gerade in den Ferien wurde oft aus Wenigem viel gemacht, und das ist es, woran ich mich heute am liebsten erinnere.

In diesem Beitrag nehme ich euch mit auf meine persönliche Zeitreise zu den typischen Urlaubsorten der DDR, zu den schönsten Kindheits- und Jugenderinnerungen – egal ob Familienurlaub, Ferienlager oder der große Traum vom Ostsee-Strand: So fühlte sich Urlaub in der DDR wirklich an.

Bad Schandau – Urlaub in der Sächsischen Schweiz: Felsen, Schmalspurbahn und Limonade im Bierglas

Bad Schandau – Urlaub in der Sächsischen Schweiz: Felsen, Schmalspurbahn und Limonade im Bierglas

Wenn ich heute an Bad Schandau denke, spüre ich sofort diesen Mix aus Aufregung und Gemütlichkeit, der typisch war für unsere Urlaube in der Sächsischen Schweiz. Schon die Fahrt mit dem Trabant dorthin war ein kleines Abenteuer – Fenster auf Kipp, damit die Abgasluft ein bisschen schneller verschwindet, die Brotbüchse auf dem Schoß und irgendwo im Kofferraum das klapprige Reisebett aus Alu und Stoff.

Bad Schandau war für viele von uns so eine Art Eingangstor zur Märchenwelt der Felsen und Wälder. Das kleine Städtchen direkt an der Elbe hatte für uns Kinder schon damals etwas Magisches: Diese steilen Hänge, der berühmte Personenaufzug, die nostalgische Kirnitzschtalbahn und das plätschernde Wasser der Elbe, das abends in der Ferne rauschte.

Unsere Urlaube waren immer eine Mischung aus Wandern, Staunen und Abenteuerlust. Wir haben uns an der Elbe die Füße nass gemacht, barfuß über die glitschigen Steine balanciert und natürlich immer ein bisschen gehofft, dass am Ende des Tages in der Eisdiele noch genug Eis vorrätig war – oder wenigstens ein schönes Softeis mit bunter Brause.

Was mir besonders in Erinnerung geblieben ist: Die alten Holzbänke an der Promenade, auf denen die Erwachsenen ihren Filterkaffee tranken, während wir Kinder mit gesammelten Stöckern am Wasser spielten. Und der Moment, wenn abends die Sonne über den Felsen langsam verschwand – da war es, als ob die Zeit kurz stehenblieb.

Und dann natürlich das große Highlight: Die Fahrt mit der Kirnitzschtalbahn! Quietschende Waggons, abgewetzte Sitze, der Schaffner in seiner Uniform und das Gefühl, dass jede Kurve ein neues Abenteuer bringt. Für mich als Kind war das das Größte: diese fast schon uralte Bahn, die uns direkt ins Herz der Felsenlandschaft brachte – vorbei an Moos, Farnen und kleinen Wasserfällen, bis wir irgendwo im Grünen ausgestiegen sind und gleich den nächsten Felsen erklettern wollten.

In Bad Schandau habe ich gelernt, dass Urlaub nicht perfekt sein muss. Es brauchte kein Animationsprogramm, keine Hotelpools oder Luxus. Ein belegtes Brötchen, eine große Brause in der Flasche und das Gefühl von Freiheit haben völlig gereicht.

Auch der Duft von feuchtem Waldboden, Muttis selbstgekochte Eier, eingepackt in Zeitungspapier, und die abendlichen Geschichten am Bett – das alles gehört zu meinen wertvollsten Erinnerungen. Bad Schandau war für uns DDR-Kinder nicht nur ein Ferienort, sondern ein kleines Stück Freiheit, das uns noch heute beim Gedanken daran ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Dübener Heide – Urlaub zwischen Kiefern, Bungalows und Waldbad

Dübener Heide – Urlaub zwischen Kiefern, Bungalows und Waldbad

Die Dübener Heide – allein der Name klingt für mich heute noch nach frischer Luft, riesigen Kiefernwäldern und diesem besonderen Gefühl von Ferienfreiheit, wie es das nur in der DDR gab. Für viele Familien aus Leipzig, Halle oder Dessau war die Heide das perfekte Ziel: Nicht zu weit weg, günstig, herrlich naturbelassen und doch voller kleiner Abenteuer.

Unser Ferienhaus stand meistens in einer der legendären Bungalowsiedlungen irgendwo am Waldrand. Typisch: kleine Plattenbau-Bungalows mit dünnen Wänden, draußen die Gemeinschaftstoilette, drinnen eine winzige Kochnische. Das Gepäck bestand aus einer klappernden Blechbüchse mit NVA-Besteck, Gummistiefeln (man weiß ja nie), Klopapier auf Vorrat (man weiß ja noch viel weniger) – und natürlich Omas eingewecktem Letscho und den berühmten „Knackwürsten“ im Glas.

Was für mich als DDR-Kind so unvergesslich war? Die absolute Freiheit im Grünen! Morgens gleich nach dem Aufwachen raus – barfuß durchs taunasse Gras, noch vor dem Frühstück schnell Pilze gesucht oder Tannenzapfen gesammelt. Keine Animation, keine Termine. Nur wir, der Wald, und hin und wieder ein paar Mückenstiche als Andenken.

Die Heide war unser Abenteuerspielplatz: Wir haben Räuber und Gendarm gespielt, uns im Unterholz Verstecke gebaut und uns nach langen Tagen im Waldbad abgekühlt. Das Waldbad – ein Natursee, der je nach Wetterlage mal glasklar, mal fast moorig wirkte. Wer Glück hatte, erwischte einen Tag mit Westspielzeug im Gepäck: Die bunten Gummitiere, die es manchmal im Intershop gab, waren der Hit!

An den Abenden wurde gegrillt – auf Holzkohle oder, wenn’s nicht anders ging, auf dem legendären Elektrogrill, der ständig ausfiel. Bratwurst, Letscho, Salzkartoffeln und der unvermeidliche Tomatensalat mit ordentlich Zwiebeln: Das war unser DDR-Urlaubsessen deluxe. Wer ganz wild war, mixte sich noch eine „Brause“ im Emaillebecher.

Ein weiteres Highlight: Lagerfeuerabende mit den Nachbarn aus dem Bungalow nebenan. Da wurden Ost-Hits auf dem Kofferradio gehört, „Wernesgrüner“ getrunken und Witze erzählt, die nur Eingeweihte verstanden haben. Für uns Kinder gab’s „Muckefuck“ oder die selbst gemischte Malzbierbrause.

Und dann diese Stille am späten Abend, nur unterbrochen vom leisen Wind in den Kiefern und dem Rascheln kleiner Tiere im Unterholz. Die Dübener Heide hat mir als Kind gezeigt, wie wenig es braucht, um glücklich zu sein: ein bisschen Natur, ein bisschen Fantasie und ganz viel Zusammenhalt. Wer einmal einen Sommer hier verbracht hat, weiß, warum so viele Ost-Familien immer wieder kamen – und heute noch davon schwärmen.

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Gernrode im Harz – Zwischen Fachwerk, Hexenstieg und Wurstbrot

Gernrode im Harz – Zwischen Fachwerk, Hexenstieg und Wurstbrot

Gernrode im Harz war für uns als DDR-Familie immer so etwas wie das „Tor zum Abenteuerland“. Schon die Fahrt dorthin war ein kleines Ereignis: Der Trabi voll bis unter’s Dach, der Geruch von Thermoskaffee und belegten Broten, und spätestens hinter Halle wusste man, jetzt geht’s ins Mittelgebirge! Die Berge tauchten am Horizont auf, es wurde kühler, die Luft war frischer – und irgendwo im Radio lief vielleicht ein „Amiga“-Schlager.

Gernrode selbst war einfach charmant: Schmale Gassen mit Kopfsteinpflaster, alte Fachwerkhäuser, kleine Läden mit bunten Schaufenstern, und mittendrin die berühmte Stiftskirche St. Cyriakus, die für viele von uns eigentlich nur als „die alte Kirche“ bekannt war, aber in Wirklichkeit ein echter Schatz aus dem Mittelalter ist. Damals interessierten uns Kinder allerdings weniger die Geschichte als vielmehr die Eisdiele am Marktplatz und das nächste Abenteuer im Grünen!

Die Wanderungen: Mit einer der typischen Wanderkarten aus der HO im Rucksack ging’s los in Richtung Hexentanzplatz, Teufelsmauer oder einfach quer durch die Wälder, auf der Suche nach Pilzen, Blaubeeren oder dem nächsten tollen Aussichtspunkt. Und wer die Brockenbahn fahren durfte, fühlte sich wie der König der Welt. Natürlich wurde unterwegs immer „Pause“ gemacht: Zeit für’s legendäre DDR-Wurstbrot, dazu eine Flasche „Limonade“ und – wenn die Eltern gute Laune hatten – vielleicht sogar ein „Zetti“-Riegel als Nachtisch.

Ferienlager in Gernrode: Für viele Kinder war Gernrode auch Synonym für das erste Ferienlager. Diese ganz besondere Mischung aus Disziplin, Spaß und Gemeinschaft, morgens Wecken mit Marschmusik, mittags Wandern oder Schwimmen, abends Lagerfeuer und Gruselgeschichten – ich habe heute noch den Geruch von feuchten Turnbeuteln in der Nase!

Abends saßen wir oft noch lange draußen – die Erwachsenen mit einem Bier oder einem Gläschen „Nordhäuser“, wir Kinder meist todmüde, aber glücklich. Es wurde gekniffelt, erzählt und gelacht. Und irgendwann zog dann der Duft von Bratwurst oder der berühmten „Soljanka“ aus der Campingküche durch die laue Harzer Nacht.

Mein Fazit: Urlaub in Gernrode bedeutete für uns echte Freiheit und dieses besondere Gefühl, Teil einer großen Gemeinschaft zu sein – egal, ob mit der Familie im Bungalow, beim Wandern oder im Ferienlager. Wer das einmal erlebt hat, vergisst es nie: Die Landschaft, das Essen, das Wetter (meist entweder sehr nass oder sehr heiß, selten dazwischen) und die vielen kleinen Glücksmomente.

Spreewald – Zwischen Fließen, Plinse und Spreewaldgurke

Spreewald – Zwischen Fließen, Plinse und Spreewaldgurke

Spreewald – das klang für uns schon damals wie ein richtiges Abenteuer. Schon die Anreise war besonders: Sobald der Trabant oder Wartburg langsam durch die Alleen rollte und die ersten Kanäle („Fließe“) am Straßenrand sichtbar wurden, wusste man: Jetzt beginnt der Urlaub wirklich. Die Welt wurde grüner, ruhiger, irgendwie märchenhaft. Und natürlich musste der Beifahrer immer den berühmten Spruch bringen: „Hier gibt’s mehr Wasserwege als Straßen!“

Die Unterkünfte: Für uns Kinder war es meistens ein kleiner Bungalow oder eine bescheidene Pension, irgendwo am Wasser. Die Fenster beschlagen von der feuchten Luft, draußen das sanfte Plätschern der Kanäle – das war Idylle pur, auch wenn die Zimmer spartanisch waren. Aber wer brauchte schon Luxus? Hauptsache, der Kahn lag vor der Tür!

Das Wichtigste überhaupt: Die legendären Kahnfahrten. Für uns war das ein echtes Highlight – einmal wie im Märchen durch das endlose Labyrinth aus Wasserwegen schippern, vorbei an Schilf, alten Holzbrücken und bunten Gärten. Die Kähne wurden von gestandenen Spreewäldern mit ihrer langen Holzstange gestakt, und während die Erwachsenen die Ruhe genossen, planten wir Kinder schon, heimlich ans Ufer zu springen oder Frösche zu beobachten.

Spreewaldgurke & Plinse: Kein Spreewald-Urlaub ohne die berühmte Spreewaldgurke! Als Kind fand ich die kleinen Holzfässer in den Hofläden immer spannend – und natürlich wurde probiert, bis der Mund zusammenzog. Dazu gab’s manchmal Plinse (Spreewälder Eierkuchen) oder Quark mit Leinöl, was für uns Ostkinder schon fast kulinarisches Weltkulturerbe war. Und natürlich Limonade, serviert in diesen typischen Senfgläsern.

Wandern und Radeln: Wer nicht auf dem Wasser unterwegs war, fuhr Rad oder wanderte auf den kleinen Deichen zwischen den Kanälen. Es roch nach feuchtem Gras, irgendwo rief ein Kuckuck, und ab und zu begegnete man anderen Familien mit Gummistiefeln und Regenjacke. „Immer ein bisschen nass“ – so war das Motto, aber es störte niemanden. Für uns Kinder war das ein riesiger Abenteuerspielplatz.

Mein Fazit: Der Spreewald war für uns mehr als nur ein Urlaubsort – er war wie eine andere Welt: grün, verwunschen und voller kleiner Geheimnisse. Hier wurde Gemeinschaft großgeschrieben, ob beim gemeinsamen Frühstück am Kanal, beim abendlichen Grillen oder beim Gurkenessen am Wegesrand. Ich erinnere mich an Stockbrot am Lagerfeuer, an Mückenstiche und an die Sehnsucht, nie wieder nach Hause zu müssen. Wer einmal einen Sommer im Spreewald verbracht hat, nimmt diese Erinnerungen für immer mit.

Ostseebad Zinnowitz – Sand unter den Füßen und Wind im Gesicht

Ostseebad Zinnowitz – Sand unter den Füßen und Wind im Gesicht

Wenn in der DDR jemand „Urlaub an der Ostsee“ sagte, war der Name Zinnowitz oft ganz vorne mit dabei. Für uns Kinder bedeutete das: endlich Meer, salzige Luft und das Gefühl von grenzenloser Freiheit, auch wenn die Ostsee im Sommer selten wärmer als 18 Grad war.

Die Anreise: Schon die Fahrt nach Zinnowitz war ein kleines Abenteuer. Mit dem Trabant, dem Wartburg oder, wer Glück hatte, sogar dem Campingbus – vollgepackt bis unters Dach, die Brotbüchse auf dem Schoß und die Sonnenmilch mit Lichtschutzfaktor 4 in Reichweite. Und dann, nach stundenlangem Schwitzen im Stau, plötzlich dieser magische Moment: Man roch das Meer! Ein ganz besonderer, salziger Duft, den man nie wieder vergisst.

Die Unterkünfte: Im FDGB-Ferienheim, in der Bungalowsiedlung oder sogar in einem der Plattenbauten am Waldrand – überall herrschte diese spezielle Mischung aus Gemeinschaft, Improvisation und Vorfreude. Die Zimmer waren einfach, die Möbel meist von robustem DDR-Design, aber die Fenster standen immer offen, damit das Meeresrauschen hereinwehen konnte. Oft war das Badezimmer auf dem Gang – aber wen hat’s gestört? Hauptsache, man war an der Ostsee!

Der Strand: Zinnowitz hatte für mich immer den schönsten Sand überhaupt. Morgens mit der Familie im Bademantel an den fast noch leeren Strand, die erste Decke ausbreiten, Sandburgen bauen und Muscheln sammeln. Das Wasser war frisch, oft eisig, aber das hat uns nicht gestoppt – wir sind trotzdem reingerannt, während die Erwachsenen die Beine nur kurz „ankühlten“. Typisch DDR: Wer das Wasser länger als fünf Minuten aushielt, war ein Held!

Pflichtprogramm: Die berühmte Bernsteinjagd! Stundenlang mit gebücktem Rücken am Wasser entlanglaufen, in der Hoffnung, einen echten Bernstein zu finden – meist war’s dann nur eine schön schimmernde Muschel, aber der Stolz war trotzdem riesig.

Kulinarik: Am Strand gab’s für uns immer Bockwurst aus dem Thermobehälter und süßen Tee aus der Thermoskanne. Später, beim Bummel über die Promenade, wurde natürlich ein Softeis gekauft (so lange Vorrat reichte!) und manchmal ein „Fischbrötchen“, das in der DDR noch einfach „Brötchen mit Brathering“ hieß. Abends roch das ganze Zinnowitz nach Grillkohle und gebratenem Zander.

Freizeit: Zinnowitz war für uns Kinder das Paradies: Spielplätze, Minigolf, Tretboote auf dem Achterwasser und natürlich die legendäre Seebrücke. Hier wurden Familienfotos gemacht, hier starteten die ersten mutigen Sprünge ins Wasser – und hier haben wir Kinder neue Freundschaften fürs Leben geschlossen. Oft war abends noch ein Kinobesuch im „Haus des Gastes“ drin, wo dann DEFA-Filme liefen, manchmal sogar mit Sand im Schuh.

Mein Fazit: Für mich als Kind der DDR war der Sommerurlaub in Zinnowitz das größte Highlight des Jahres. Alles war einfach, vieles improvisiert, aber irgendwie war’s genau deshalb so besonders: Barfuß laufen, kalte Ostsee, Sand überall (auch noch Wochen später zu Hause im Koffer), Familienpicknick auf der Decke und das Gefühl, dass genau jetzt das Leben stattfindet. Wer das einmal erlebt hat, versteht bis heute die Sehnsucht nach der Ostsee.

Wernigerode – Das bunte Tor zum Harz und Abenteuer auf Schienen

Wernigerode – Das bunte Tor zum Harz und Abenteuer auf Schienen

Wernigerode – allein schon der Name hat bei uns zu Hause leuchtende Augen ausgelöst. Wenn wir „Urlaub im Harz“ machten, war das Städtchen mit seinen bunten Fachwerkhäusern und dem märchenhaften Schloss für mich als Kind das absolute Highlight.

Die Anreise: Die Zugfahrt war immer ein Ereignis. Schon am Bahnhof roch es nach Kohle, und manchmal schnaufte sogar noch eine richtige Dampflok am Gleis! Das Gepäck bestand aus Koffern mit selbstgemachten Stullen, Thermoskanne und – ganz wichtig – Regenjacken, denn im Harz wusste man ja nie. In der Ferienzeit waren die Waggons brechend voll: Kinder mit Rucksäcken, Eltern mit Ferngläsern und überall diese aufgeregte Vorfreude.

Die Stadt: Wer einmal durch Wernigerode gelaufen ist, vergisst das nicht so schnell. Die Fachwerkhäuser in all den leuchtenden Farben waren für uns Kinder wie ein Ausflug ins Märchenbuch – sowas gab’s zu Hause nicht! Wir sind staunend durch die engen Gassen gelaufen, haben das Kopfsteinpflaster gezählt und am Rathaus Fotos gemacht (die kamen dann ins Familienalbum, oft mit schiefem Daumen vor der Linse).

Das Schloss: Für mich war das Schloss Wernigerode immer wie ein echtes Märchenschloss – hoch oben, mit Türmchen, Zinnen und einem atemberaubenden Blick über die ganze Stadt. Der Weg nach oben war anstrengend, aber als Kind fühlte ich mich danach wie ein kleiner Eroberer. Im Schloss gab’s manchmal Kinderführungen, bei denen man sich als Ritter oder Prinzessin fühlen durfte. Und wer ganz viel Glück hatte, sah sogar eine Hochzeit (und fragte sich dann heimlich, wie die Braut in dem Kleid die ganzen Stufen hochgekommen ist).

Die Harzer Schmalspurbahn: Ein absolutes Muss! Schon allein der Geruch nach Kohle und heißem Dampf – das hat sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt. Die Fahrt mit der knallroten Dampflok Richtung Brocken war ein Abenteuer: Die Fenster waren voller Ruß, aber das hat keinen gestört. Wir standen die ganze Fahrt lang mit der Nase an der Scheibe, haben uns von den Eltern den Brocken als „Hexenberg“ erklären lassen und gehofft, am Gipfel einen Blick auf den berühmten Brockenwirt zu erhaschen.

Die Natur: Um Wernigerode herum war für uns Kinder die große, weite Wildnis. Es ging zum Wandern in den Wald, auf Pilzsuche (die Oma hatte immer ein kleines Messer dabei), manchmal mit Rucksack und Schlafsack zum Zeltplatz an der Zillierbachtalsperre. Nach einem Regenguss roch alles nach Moos und Abenteuer. Wer Glück hatte, hat sogar einen Feuersalamander gesehen.

Freizeit und Kulinarik: In der Stadt gab’s Eisdielen, Konditoreien mit „Echter Harzer Baumkuchentorte“ und natürlich den Imbiss am Bahnhof, wo man sich für ein paar Mark eine Riesenbockwurst holen konnte. Am Abend saß die ganze Familie im Ferienzimmer oder der kleinen Pension, die Eltern spielten Skat, wir Kinder Würfelspiele – oder wir haben uns heimlich in den Flur geschlichen, weil da noch irgendwo ein Fernseher flimmerte (natürlich mit Sandmännchen).

Mein Fazit: Wernigerode war und ist für mich die Essenz von DDR-Urlaub im Harz: ein bisschen wie aus einem alten Kinderbuch, voller Entdeckungen und kleiner Abenteuer. Alles war bunt, freundlich und herzlich – und man hat gemerkt, dass Urlaub nicht viel braucht, um unvergesslich zu sein. Wer einmal durch die Straßen von Wernigerode gezogen ist, der hat immer ein kleines Stück Kindheit im Herzen behalten.

Oberwiesenthal – Zwischen Fichtelberg, Schmalspurbahn und Dauerfrische

Oberwiesenthal – Zwischen Fichtelberg, Schmalspurbahn und Dauerfrische

Oberwiesenthal – allein der Name klang für mich als DDR-Kind immer nach Urlaub, frischer Luft und Abenteuer in den Bergen. Direkt an der Grenze zur Tschechoslowakei gelegen, war der Ort für viele Familien das Synonym für Wintersport, aber auch im Sommer war er ein echtes Highlight!

Die Anreise: Meistens ging’s natürlich im vollen Trabi oder Wartburg, Kofferraum voll mit Gummistiefeln, Proviant und der unvermeidlichen Thermoskanne mit Malzkaffee. Wer Glück hatte, reiste mit der Bahn an – und die letzten Kilometer dann mit der legendären Fichtelbergbahn, der Schmalspurbahn, die sich mit fauchender Dampflok den Berg hochquälte. Schon die Zugfahrt war ein Erlebnis: Schiebetüren, dampfende Fenster, der Schaffner im blauen Kittel – und draußen Wälder, Berge und ein bisschen Abenteuer.

Die Stadt: In Oberwiesenthal war man sofort mittendrin im typischen DDR-Urlaubstrubel: FDGB-Ferienheime, kleine Pensionen, überall Familien mit Skiern oder Wanderschuhen und jede Menge Kinder auf dem Rodelberg. Die Luft war so klar, dass einem manchmal fast schwindlig wurde, und das Panorama auf den Fichtelberg war für uns Großstadt-Kinder wie ein Fenster in eine andere Welt.

Fichtelberg: Wer in Oberwiesenthal war, musste natürlich auf den Fichtelberg – mit der ältesten Seilschwebebahn Deutschlands! Die Fahrt war schon ein Abenteuer, erst recht, wenn Nebel aufkam oder die Gondel wackelte. Oben angekommen, gab’s ein riesiges Gipfelkreuz, einen Aussichtsturm und – ganz wichtig – Bratwurst und heiße Schokolade an der Bude. Im Winter war alles voller Skifahrer und Langläufer, im Sommer haben wir als Kinder Blaubeeren gepflückt und mit roten Backen im Gras gelegen.

Wintersport: Oberwiesenthal war so etwas wie das „St. Moritz des Ostens“. Ich erinnere mich an Skispringen am Fernseher (wer einmal live an der Schanze stand, weiß, was Nervenkitzel heißt!), an riesige Skilanglauf-Spuren durch den Wald, an Schneeballschlachten vor dem Ferienheim und an Abende, an denen wir Kinder zu später Stunde noch rodeln durften, während die Eltern mit dem Kognak vor der Heizung saßen. Und natürlich an die Stiefel, die morgens in den Heizungskeller mussten, weil sie sonst steinhart gefroren wären.

Grenzgebiet: Ein besonderes Gefühl war immer dabei, denn Oberwiesenthal war „Zonenrandgebiet“. Man wusste, dass jenseits des Berges schon die Tschechoslowakei lag. Die Grenzpfähle waren für uns Kinder geheimnisvoll, manchmal auch unheimlich. Wenn wir mit den Eltern spazieren gingen, hieß es immer: „Da hinten nicht weitergehen, das ist Grenze!“

Freizeit und Leckereien: Für uns als Kinder war das Freibad eiskalt, das Eis an der Bude immer lecker (meistens Vanille und Erdbeer, mehr gab’s nicht) und im Sommer duftete die ganze Stadt nach Heu und Wiese. Am Abend saßen wir in der Pension, hörten die Eltern von alten Zeiten erzählen, und ab und zu durfte man noch ein Glas Himbeersaft extra trinken.

Mein Fazit: Oberwiesenthal war für uns DDR-Kinder wie ein Stück kleine Schweiz: klare Luft, tolle Landschaft und dieses Gefühl, ganz weit weg zu sein von Schule, Alltag und Sorgen. Die Urlaube dort waren voller Natur, Bewegung und jeder Menge Abenteuer – und wenn ich heute den Namen höre, schmecke ich sofort wieder den Schnee auf den Lippen und sehe die dampfende Fichtelbergbahn vor mir. Mächtig gewaltig, wie Benny sagen würde!

Fehrenbach – Natur pur, Thüringer Wald und das wahre Landleben

Fehrenbach – Natur pur, Thüringer Wald und das wahre Landleben

Fehrenbach – allein der Name klingt schon nach Wald, frischer Luft und diesen typischen kleinen Dörfern, in denen die Zeit irgendwie ein bisschen langsamer lief. Für uns als DDR-Familie war Fehrenbach immer ein Ziel, wenn man wirklich mal „raus“ wollte, weg vom Stadtlärm, weg von all dem Trubel und rein ins grüne Herz Thüringens.

Die Anreise: Der Weg nach Fehrenbach war schon ein Abenteuer für sich. Wer keinen Trabant oder Wartburg hatte, fuhr mit der Bahn – und die letzten Kilometer dann vielleicht sogar per Anhalter, mit einem der wenigen Linienbusse, oder zu Fuß mit dem Rucksack auf dem Buckel. Die Straßen waren kurvig, die Wälder tief, und überall roch es nach Harz und feuchtem Moos. Die Ankunft im Dorf war immer ein kleiner Kulturschock: Kaum ein Auto, abends wurde es richtig dunkel, und die einzige „Disko“ war das Rauschen des Bachs.

Unterkunft: Wir wohnten meistens in einer kleinen Privatpension oder, noch authentischer, bei Verwandten oder Bekannten im Dorf. Die Zimmer waren schlicht, oft gab es noch einen alten Ofen zum Heizen, und morgens wurde man vom Krähen des Hahns geweckt. Badezimmer? Nicht immer selbstverständlich – da wurde manchmal noch Zinkwanne und Waschlappen benutzt. Aber genau das gehörte dazu: einfach, herzlich, ehrlich.

Natur und Freizeit: Das Allerschönste in Fehrenbach war für mich als Kind immer die Natur. Hinter dem Haus begann sofort der Wald, es gab Wiesen zum Herumtoben, wilde Beeren zu pflücken und abenteuerliche Bachläufe, in denen wir Steinmännchen bauten und nach Kaulquappen suchten. Wandern war Pflichtprogramm – manchmal ausgedehnt, manchmal einfach nur bis zum nächsten Aussichtspunkt oder zum versteckten Waldsee, in dem wir im Sommer schwimmen gingen.

Essen: Das Essen im Thüringer Wald war immer ein Highlight. Morgens selbst gebackenes Brot, Butter vom Dorf, Eier frisch aus dem Stall und zum Abend vielleicht eine echte Thüringer Bratwurst oder Hausmacher Wurst auf Schwarzbrot. Das war für mich als Stadtkind purer Luxus! Und natürlich: Die Kräuterquark-Stulle für unterwegs durfte nie fehlen.

Das Dorfleben: Fehrenbach war so klein, dass wirklich jeder jeden kannte. Man musste nicht mal klingeln – man trat einfach ein, setzte sich in die Küche und wurde gleich mit einer Tasse Malzkaffee oder Tee versorgt. Abends saßen die Erwachsenen beisammen, erzählten Geschichten von früher, und wir Kinder krochen mit Taschenlampe unters Dach oder spielten draußen Verstecken, bis es stockfinster war.

Besondere Erinnerungen: Ich erinnere mich noch gut an das erste Mal, als ich eine Kuh selbst melken durfte – was für ein Gefühl! Und wie wir mit den Dorfkindern durch den Wald gestreift sind, Pfeil und Bogen gebaut, Pilze gesammelt und uns dabei wie kleine Abenteurer gefühlt haben. Regen war übrigens egal – wir sind einfach losgezogen, mit Regenjacke oder notfalls in Papas zu großem Hemd.

Mein Fazit: Urlaub in Fehrenbach war für uns DDR-Kinder kein Hotel- oder Luxusurlaub, sondern echtes, bodenständiges Landleben. Es war Natur zum Anfassen, Gastfreundschaft ohne Schnörkel und dieses herrliche Gefühl, frei zu sein – auch ohne Westpakete, Animationsprogramm oder bunte Hotels. Wer Fehrenbach kennt, weiß: Hier schmeckt das Leben noch nach frischem Brot, Waldluft und Kindheit.

Oberweißbach – Schwarza-Tal, Kräuterkunde und ganz viel Thüringer Heimat

Oberweißbach – Schwarza-Tal, Kräuterkunde und ganz viel Thüringer Heimat

Wenn ich an Oberweißbach denke, habe ich sofort das Bild von satten, grünen Hängen, endlosen Wäldern und diesen kleinen, urigen Orten vor Augen, die typisch sind für den Thüringer Wald. Für uns war Oberweißbach immer ein echtes Highlight – nicht überlaufen, familiär und bodenständig.

Die Anreise: Schon die Fahrt durch das Schwarzatal war für mich als Kind ein echtes Erlebnis. Die Straßen schmal, kurvig, mit dem Trabant oder Wartburg ging’s im Schritttempo die Berge rauf und runter. Wer Glück hatte, durfte mit der berühmten Bergbahn fahren – der steilsten Standseilbahn der Welt! Allein das war ein kleines Abenteuer: Wie die Waggons an den steilen Hängen hoch- und runterzuckeln, das war pure Eisenbahn-Nostalgie.

Unterkunft: Übernachtet haben wir meistens in einer FDGB-Ferienunterkunft, einer Jugendherberge oder – für die ganz Glücklichen – in einem kleinen Bungalow. Alles schlicht, aber immer sauber und mit dieser typisch herzlichen Gastfreundschaft. Wer wollte, konnte bei privaten Vermietern unterkommen und hatte dann noch den Vorteil, morgens frische Milch und Eier direkt aus dem Dorf zu bekommen.

Natur und Freizeit: Das Schönste an Oberweißbach war und ist für mich bis heute die unberührte Natur. Kilometerlange Wanderwege, dichte Fichten- und Mischwälder, Bäche und kleine Wasserfälle. Besonders spannend fand ich als Kind die Entdeckungstouren durch den Wald – Pilze sammeln, Heidelbeeren naschen, auf Bäume klettern oder einfach mal den Duft von feuchtem Moos einatmen.

Und dann natürlich die Bergbahn: Ein Muss für jeden Besucher! Oben angekommen, wurde erst mal der Ausblick über den Thüringer Wald genossen – das fühlte sich nach echter Freiheit an, weit weg von Schule, Arbeit und grauem Plattenbau.

Kräuterkunde und Tradition: Oberweißbach ist ja bekannt als Geburtsort von Friedrich Fröbel, dem Erfinder des Kindergartens. Die Region ist berühmt für ihre Kräuterfrauen und die „Kräuterlikör“-Tradition. Ich erinnere mich, wie meine Eltern immer ein Fläschchen „Oberweißbacher Kräuter“ mitnahmen, wenn wir wieder nach Hause fuhren – als Souvenir und kleine Medizin gegen alles Mögliche. Und als Kind fand ich es spannend, wie die Einheimischen im Wald Kräuter sammelten und genau wussten, was wofür gut war.

Dorfleben: Hier ging’s ruhig und entspannt zu. Die Leute waren freundlich, oft zurückhaltend, aber immer hilfsbereit. Man saß abends im Garten oder auf der Bank vorm Haus, hat Geschichten erzählt und den Tag bei einem Stück Kuchen und Malzkaffee ausklingen lassen. Die Kinder haben draußen gespielt, Staudämme im Bach gebaut oder sich eigene „Waldlager“ eingerichtet.

Essen: Thüringer Küche vom Feinsten – einfache Gerichte, aber immer lecker: Kartoffelsuppe, selbst gemachter Quark mit frischen Kräutern, Roster vom Holzkohlegrill und natürlich der legendäre Thüringer Klöße-Sonntag in der Gaststätte, falls man mal schlemmen wollte. Wer das Glück hatte, wurde von der Oma des Hauses noch mit hausgemachtem Apfelmus oder Hefeklöße verwöhnt.

Meine Erinnerung: Urlaub in Oberweißbach war für mich vor allem Ruhe, Natur und ein bisschen Abenteuer. Kein Fernsehen, kein Telefon, keine große Ablenkung – einfach die Seele baumeln lassen, den Tag draußen verbringen und am Abend todmüde ins Bett fallen. Ich habe dort gelernt, wie viel Spaß es machen kann, einfach mal stundenlang durch den Wald zu stromern – das ist bis heute ein Stück Freiheit, das ich nie vergessen habe.

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