Was ist eigentlich ein Broiler – und wo kommt der Begriff her?
Der Broiler: Mehr als nur ein Hähnchen
Wer in der DDR groß geworden ist, verbindet mit dem Wort Broiler weit mehr als ein einfaches Brathähnchen. Der Broiler war ein Ereignis, ein Sonntagsgericht, ein Highlight auf Familienfeiern – und oft die Krönung jedes Besuchs in der „Gaststätte mit Tischbedienung“. Doch was genau ist eigentlich ein Broiler – und warum sagt man in Ostdeutschland noch heute „Broiler“, während im Westen längst das „Grillhähnchen“ Standard ist?

Woher stammt das Wort „Broiler“?
Der Begriff Broiler kommt ursprünglich aus dem Englischen. In den USA bezeichnete „to broil“ das Grillen oder Braten unter großer Hitze, meist im Ofen. Das Substantiv „broiler“ wurde dort für Brathähnchen verwendet – also Hühner, die speziell zum Braten gezüchtet wurden.
In der DDR übernahm man den Begriff in den 1950er-Jahren im Zuge der Industrialisierung der Landwirtschaft. Vorbild war die intensive Geflügelmast der USA, aus der man Zuchtformen und Mastmethoden übernahm – inklusive des Wortes „Broiler“. Das klang modern, international – und passte zur neuen sozialistischen Landwirtschaft.
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Broiler in der DDR: Vom Stall in den Kombinat-Grill
Der Broiler war in der DDR ein speziell gemästetes Masthähnchen, das bereits nach wenigen Wochen geschlachtet und gebraten wurde. Es war preiswert, schnell zubereitet – und wurde im „VEB Kombinat Industrielle Mast“ in großem Stil produziert. Von dort gelangte es in die Konsum-Gaststätten, HO-Verkaufseinrichtungen oder direkt in die Pfanne daheim.
Typische Verkaufsstellen waren:
• Broilergrill im Stadtzentrum
• HO-Gaststätte mit Broilertellern
• Feierabendheim mit Broiler-Brause-Kombination
Der Broiler wurde fast immer mit Pommes oder Bratkartoffeln, Krautsalat und scharfer Paprikasoße serviert – und gern mit einem kühlen Bier oder einer Club-Cola begleitet.

Wie wurde Broiler zuhause zubereitet?
Auch zuhause war der Broiler beliebt – entweder im Bratschlauch, im Emaille-Bräter oder auf dem Hähnchengrillspieß im Elektroofen. Besonders beliebt war das Einreiben mit Paprikapulver, Knoblauch, Majoran und Salz – dann wurde er schön knusprig.
Viele Familien haben sich den Broiler auch „geteilt“: Brust für die Kinder, Keule für den Vater, Flügel für Mutti. Reste wurden am nächsten Tag kalt gegessen – oder in eine Soljanka verwandelt.
Warum war der Broiler so beliebt?
• Sättigend und günstig
• Einfach zuzubereiten
• Passte zu jeder Gelegenheit – Alltag, Sonntag, Besuch
• War in vielen Gaststätten als „Highlight“ auf der Karte
• Symbol für moderne DDR-Ernährungspolitik
Broiler vs. Grillhähnchen – Unterschiede zwischen Ost und West
| Merkmal | Broiler (DDR) | Grillhähnchen (BRD) |
|---|---|---|
| Name | Broiler | Grillhähnchen, Hendl, Brathähnchen |
| Herkunft Begriff | aus dem Englischen (to broil) | direkt deutsch |
| Verbreitung | ganze DDR | Westdeutschland & international |
| Zubereitung | oft mit Paprika, Knoblauch, scharf | meist mild gewürzt, knusprig |
| Beilagen | Krautsalat, Toast, Pommes | Brötchen, Pommes, Salat |
| Symbolik | Alltag & Fest in einem | klassisches Imbissessen |
Noch heute sagen viele Ostdeutsche selbstverständlich „Broiler“, auch wenn die Jugend damit kaum noch etwas anfangen kann. Doch der Begriff ist geblieben – als kulinarisches Erbe.