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Birnen

Die Birne ist wahrscheinlich von Persien über Armenien und Kleinasien nach Griechenland gekommen, wo sie schon über 1000 Jahre v. u. Z. ein geschätztes Obst war. Von hier gelangte sie nach Rom und um die Zeitenwende über die Alpen. Aber sie war noch zur Zeit Karls des Großen in Mitteleuropa recht selten. Zwar ist die Holzbirne auch in Europa heimisch, und bereits in den Pfahlbauten der Germanen wurden Reste wilder Birnen gefunden, aber die eigentliche Birnenkultur wird wohl in Westasien entstanden sein; noch heute gibt es dort ganze Wälder aus Holzbirnbäumen. Vielleicht waren auch andere Arten an der Entstehung unserer heutigen Birnen beteiligt, wie die Schneebirne der Ostalpen, die Salbeibirne der Westschweiz oder die Weidenblättrige und die Mandelförmige Birne.

Ob der Name Birne vom althochdeutschen beran = tragen oder vom lateinischen pirum herrührt, ist nicht ganz sicher. Jedenfalls wird dieser Name erst seit dem 17. Jahrhundert verwendet. Damals gab es bei uns schon so viele Sorten, daß man es »für verdrießlich und fast unmöglich hält, jedes Geschlecht insonderheit zu erklären«.

Küchenlexikon - Birnen

Heute kennen wir über 1500 Sorten, doch ist man wie beim Apfel bestrebt, ihre Zahl einzuschränken und nur wirklich gute, ertragreiche Birnen anzubauen. Birnbäume können mit ihrer schlanken Krone und dem kräftigen Stamm bis 20 Meter hoch werden und mehr als ein Menschenalter erreichen. Heute bevorzugt man aber Niederstämme für die moderne Heckenform im Abstand von 2 bis 3 Metern oder Spindeln und höchstens Viertelstämme. Die weiße, stark riechende Blütenpracht des Birnbaums erfreut uns im Frühjahr vor der Apfelblüte. Das Holz der Birnbäume ist frostempfindlicher als das von Apfel bäumen; vor allem bei Frostgraden unter minus 15 Grad C werden Birnen oft geschädigt.

Die meisten Sorten tragen aber regelmäßiger als die Apfelbäume und bringen in jedem Jahr eine gute Ernte. Birnen lieben einen nährstoffreichen, mittelschweren, tiefgründigen und warmen Boden. Sie gedeihen auch noch in trockenen Gegenden, wo der Apfelbaum nicht mehr so recht fortkommt. Am besten geeignet für sie ist das mitteleuropäische Trockengebiet zwischen Harz und Thüringer Wald. Höhere Gebirgslagen sind ungeeignet. Birnen werden vor der Genußreife zur Zeit der Pflückreife geerntet; sie bekommen erst durch die Lagerung ihren typischen Geschmack und werden saftig. Frühe Sorten, die man im August oder September pflückt, wie „Clapps Lieblinge“ <, „Williams Christ“, „Gute Luise“ oder „Konferenzbirne“, sind schon nach 8 bis 14 Tagen genießbar, halten sich reif aber oft nur wenige Tage. Mittelspäte Sorten, wie „Alexander Lucas“ und „Paris“, pflückt man im Oktober, sie reifen nach etwa 3 bis 4 Wochen und können bis Ende Dezember/Anfang Januar gelagert werden. Späte Sorten, wie „Nordhäuser Winterforelle“, brauchen eine Lagerzeit von 2 bis 3 Monaten, ehe man sie roh verzehren kann. Die genannte Sorte läßt sich bis Ende März aufheben.

Reife Birnen sind sehr druckempfindlich und kaum transportfähig; sie werden schnell teigig und verlieren ihr Aroma. Heute werden nur noch die weichen, würzigen Butterbirnen mit schmelzendem Fruchtfleisch, die sich auch für den Frischverzehr eignen, angebaut. Früher gab es auch hartfleischige, meist kugelige Kochbirnen, von denen wir ab und zu noch ältere Bäume finden.

Birnbäume werden weniger von Schädlingen befallen als Apfelbäume. Manchmal treten die Gespinstmotte und die Gespinstwespe auf, die sich ab Juni durch Gespinstnester bemerkbar machen, in denen die Raupen sitzen. Sie können zu Kahlfraß ganzer Äste und Bäume führen. Die Raupennester sind unbedingt abzuschneiden und zu verbrennen. Der Bimenknospenstecher schädigt die jungen Blütenknospen, so daß die Bäume dann spärlich blühen. Regelmäßige Spritzungen schaffen hier Abhilfe. Auch Birnenschorf kann manchmal schädigend auftreten.

Birnen sind durch den hohen Zuckergehalt sehr nahrhaft. Sie besitzen aber nur wenig organische Säuren. Rohe Birnen wirken leicht stopfend; der Zucker der gekochten Birnen wird vom Darm leichter verarbeitet. Das sollte man bedenken, wenn man an Verdauungsstörungen leidet.

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Leider werden gekochte Birnen leicht braun und unansehnlich, und wir können sie nicht so vielseitig verarbeiten wie Äpfel. Am besten eignen sie sich für Kompott, mit Zimt oder Nelken gewürzt, auch einmal mit einer Schokoladensoße serviert, oder man verwendet sie zu anderen Speisen. Marmelade und Gelee kann man aus reifen Birnen herstellen. »Es schmeckt, wenn man es günstig getroffen hat, fast wie Honig, ist ebenso dick flüssig und hat eine dunkle Farbe.« Für Marmelade sollte man Birnen mit an deren Früchten mischen, weil reine Birnenmarmelade durch den geringen Fruchtsäuregehalt manchem vielleicht etwas fade schmeckt. Auch Sirupbereitung ist möglich. Most wurde schon von den Römern aus Birnen gewonnen. Heute mischt man ihn gern mit etwas Orangensaft oder mit Apfelsaft. Natürlich lassen sich Birnenringe oder -viertel auch trocknen; in manchen Gegenden werden sogar die ganzen Früchte zu Dörrobst verarbeitet.

Früher waren sogenannte Sülzbirnen beliebt, die, mit Fenchel und Dill in Fässer gepreßt, bis zum Frühjahr aufgehoben werden konnten. Allgemein bekannt waren bis in unser Jahrhundert auch die Essigbirnen, die mit Essig und Zucker, und die Senfbirnen, die zusätzlich mit Senfkörnern konserviert wurden. Bratbirnen wird heute kaum jemand mehr kennen. Im »Buch von guter Speise« wird festgestellt, »daß allerlei gebratene Birnen gesünder seien denn rohe und gesünder gebratene denn gesottene«, eine Erfahrung, die sich in gewisser Weise wissenschaftlich bestätigt hat. In Zucker eingemacht, wurden Birnen als sogenannte Apothekerbirnen sogar gegen allerlei Krankheiten angeboten. Für uns sind sie in dieser Hinsicht bedeutungslos.

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